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Teppiche von Schaeffler

Heute ist diese Geschichte fast vergessen: In der jungen Bundesrepublik gehören die Brüder Schaeffler zu den größten Textil- beziehungsweise Teppichfabrikanten des Landes. Neben der Metallsparte, zu der damals bereits Automobil- und Industriebereich zählen, bildet „der Teppich“ bis Ende der 1980er-Jahre das zweite Standbein.

Einer der größten Textilhersteller der Bundesrepublik

Das Fundament der Teppich- und Textilfertigung wird im September 1949 mit der Teppichweberei Schwarzenhammer GmbH gelegt. Ein Jahr später folgt in Herzogenaurach die Gründung der Textilwerk Schaeffler OHG. Ab 1953 werden diese Aktivitäten unter dem Dach der Textilwerk Schaeffler KG, ab 1970 der Schaeffler Teppichwerke KG zusammengefasst. Die Firmen sind Neugründungen. Die Wilhelm Schaeffler AG blieb in Katscher zurück und nahm ihre Geschäftstätigkeit nicht wieder auf.

Die Textilsparte wächst rasch. Bald liegen erste Anfragen aus dem Ausland vor, so aus Großbritannien, der Schweiz oder auch den USA. Mit 2,8 Millionen Quadratmetern Teppicherzeugung ist das Unternehmen zu Beginn der 1960er-Jahre nach eigener Auskunft der größte Teppichfabrikant der Bundesrepublik.

Auslegeware für daheim und im Auto

Auf den ersten Blick haben die Textil- und die Metallfertigung mit ihrem wichtigsten Produkt, dem Nadellager, nichts miteinander zu tun. Tatsächlich fertigt Schaeffler aber seit der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre in großem Umfang auch Auslegeware für das Automobil. Das ist profitabel. Allerdings steht und fällt dieses Geschäft mit der Automobilkonjunktur.

Auch deshalb diversifizieren die Brüder Schaeffler ihr Programm und holen zum Beispiel in Regensburg, Bruckmühl oder Berlin neue Firmen und Standorte an Bord. Und sie erweitern das Sortiment. Beispielsweise um die Teppichböden, die Anfang der 1960er-Jahre in Mode kommen und die Kunststoffböden ersetzen. Es bleibt ein für Trends anfälliges Geschäft. Als PVC, Fliesen, Laminat und Parkett in den umkämpften Markt der Teppichbeläge drängen, wird es für die Textilsparte von Schaeffler eng.

Wilhelm Schaeffler als Textilunternehmer

Treibende Kraft der Textilfertigung ist der Ältere der beiden Brüder. 1940 mit der Übernahme eines Textilbetriebs im oberschlesischen Katscher beginnend, ist und bleibt Wilhelm Schaeffler mit Leib und Seele Textilfabrikant: „Wir sind ursprünglich Textilleute“, sagt er noch 1966, als die Brüder Schaeffler längst in der Metallfertigung ihre große Karriere machen.

Sein Bruder Georg Schaeffler, der Erfinder des käfiggeführten Nadellagers und innovativer Kopf der Metallsparte, trägt das mit, solange die Zahlen stimmen. Und das ist viele Jahre lang der Fall.

Metallproduktion setzt sich durch

Tatsächlich erwirtschaften die beiden Sparten zeitweilig fast den gleichen Umsatz: 1959 bleibt die Textilsparte mit 37,5 Millionen DM Umsatz um 2,5 Millionen knapp hinter der Metallsparte zurück. 1972 erzielt die Textilgruppe mit rund 2.300 Beschäftigten beinahe 180 Millionen DM. Damit ist der Scheitelpunkt erreicht.

Jetzt macht eine Reihe von Faktoren „dem Teppich“ das Leben schwer. Zum einen gibt es im Markt ein ungesundes Überangebot. Zum anderen ist die deutsche Textilindustrie auf der Kostenseite nicht mehr konkurrenzfähig. Und schließlich verschärfen internationale Krisen, wie die sogenannte erste Ölkrise des Jahres 1973, die Situation zusätzlich.

Gleichwohl wird die Textilfertigung bis zum Tod Wilhelm Schaefflers 1981 nicht grundsätzlich infrage gestellt. Danach geht die Sparte auf den Prüfstand. Ende 1989 finden Georg Schaeffler und sein Sohn Georg F. W. Schaeffler einen Käufer, trennen sich vom „Teppich“ und konzentrieren sich ganz auf ihre Expertise als Automobil- und Industriezulieferer.

We pioneer motion: Die Geschichte von Schaeffler


Die Inhalte basieren auf der Forschung von Prof. Dr. Gregor Schöllgen (Publikation „Schaeffler. Biographie einer Familie und ihres Unternehmens“, München 2021).

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