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Wir feiern Frauen in Ingenieurberufen
Die Werkleiterinnen Tanja Weckend und Ellie Matthews im Interview

International Women in Engineering Day 2023

In der Region Europa beschäftigt Schaeffler zwei Werkleiterinnen, die sich für diese besondere Karriere entschieden haben: Tanja Weckend, Werkleiterin in Hagenau, Frankreich und Ellie Matthews, Werkleiterin in Sheffield, UK. Zum International Women in Engineering Day 2023 sprechen beide Frauen darüber, warum sie sich für diesen Weg entschieden haben. Und warum es wichtig ist, dies hervorzuheben – denn Frauen im Ingenieurwesen sollen zum Normalfall werden und keine Ausnahme mehr sein.

Hilft es Ihnen in Ihrer beruflichen Rolle, „eine Frau zu sein“ und wie unterscheidet sich das von vorherigen Werkleitungen?

Tanja Weckend: Mein Führungsstil ist situativ und kooperativ – aber das ist keine rein weibliche Eigenschaft. Es ist wichtig, die Menschen mitzunehmen und ihnen einen Rahmen zu geben, in dem sie erfolgreich sein können. Wenn man einem Menschen gestattet, selbständig zu arbeiten, führt das zu besseren Ergebnissen, weil sie ihre eigenen Ideen mitteilen können.

Ellie Matthews: Am besten lässt sich dies mit kognitiver Vielfalt beschreiben – egal, ob wir männlich oder weiblich sind. Unsere Fähigkeiten basieren nicht nur auf unserer Geschlechtszugehörigkeit, sondern auch auf unseren Erfahrungen und unserem Hintergrund. Unsere Persönlichkeit ist das, was wir an Fähigkeiten mitbringen. Und jeder Mensch ist anders.

Tanja Weckend, Werkleiterin in Hagenau, Frankreich
Tanja Weckend, Werkleiterin in Hagenau, Frankreich

Was sind Ihre beruflichen und persönlichen Herausforderungen im Hinblick auf Ihre Position?

Ellie Matthews, Werkleiterin in Sheffield, UK
Ellie Matthews, Werkleiterin in Sheffield, UK

Tanja Weckend: In diesen unbeständigen Zeiten muss sich jedes Werk an große Veränderungen anpassen und sich auf neue Situationen einstellen. Das bedeutet, das richtige Gleichgewicht zwischen der täglichen Arbeit, guten Ergebnissen und motivierten Mitarbeitenden zu finden. Aber auch den richtigen strategischen Ansatz zu verfolgen und sicherzustellen, dass alle an einem Strang ziehen. Das ist die größte Herausforderung für mich. Aber ehrlich gesagt, es macht mir auch sehr viel Spaß.

Bei jeder neuen Position frage ich mich: „Wie organisieren wir das? Wie kann ich sicherstellen, dass ich trotzdem genug Zeit für meine Familie habe?“ Bei manchen Männern funktioniert das anders. Es wird als normal angesehen, dass die Karriere eines Mannes Vorrang hat und dass die meist weiblichen Partner auf ihre Karriere verzichten und eher die Rolle des Familienmanagements übernehmen. Ich glaube, dass sich diese Einstellung gerade ändert. Ich hatte das Glück, starken Rückhalt in der Familie und gute Mentoren zu haben – sowohl Männer als auch Frauen, die mich unterstützten, als ich diese wichtigen Entscheidungen treffen musste. Es hat mir geholfen zu sagen: Ja, das kann ich.

Ellie Matthews: Die Denkweise einer Frau und wie wir uns selbst in einer Rolle sehen, muss sich ändern. Ich erinnere mich daran, als ich mit meiner Familie zusammensaß und sagte: „Wenn ich diesen neuen Job annehme, müsst ihr alle mitmachen, denn ich brauche eure Hilfe. Ich kann das nicht allein.“ Daraus wurde dann eine Familienentscheidung. Ich brauche diese Unterstützung. Die moderne Familie von heute hat sich verändert und es wird nicht mehr erwartet, dass die Ehefrau die „Familienarbeit“ allein trägt.

Welchen Einfluss hat Ihre Position Ihrer Meinung nach auf das Werk und die Schaeffler Welt insgesamt?

Tanja Weckend: Als Werkleiterin habe ich großen Einfluss auf die Strategie unseres Werkes. Damit trage ich hoffentlich dazu bei, andere Frauen zu ermutigen und zu inspirieren, Führungspositionen in technischen und industriellen Bereichen zu übernehmen. Alles, was mich zu meiner heutigen Rolle gebracht hat, verdanke ich meiner Arbeit und den Vorgesetzten, die mich bei der Arbeit gefordert und ausgebildet haben. Sie sind meine Vorbilder und haben mich inspiriert. Nichts in meiner Karriere unterscheidet sich von der meiner männlichen Kollegen. Für andere Frauen ist es wichtig zu sehen, dass solch ein Schritt möglich ist. Ich habe so viele positive Rückmeldungen von anderen Frauen bekommen, die mich in der Führungsposition erlebt haben und mir sagten, sie glauben jetzt, dass sie das auch schaffen können.

Ellie Matthews: Von manchen wird die Tatsache, dass ich die Rolle übernommen habe, als Hoffnungszeichen und als erreichbares Ziel gesehen. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Frau, die mir sehr nahe stand und zu mir sagte: „Für mich ist es sehr motivierend zu wissen, dass du diese Rolle hast.“ Es bestärkt mich zu sehen, dass mein Erfolg auf manche Menschen eine solche positive Resonanz ausübt. Es ist etwas Besonderes, wenn man in der Lage ist, Menschen für neue Dinge zu öffnen und sie dafür zu begeistern. Sei es, weil dein Führungsstil anders ist als das, was sie zuvor erlebt haben oder weil du eine andere Perspektive einbringst.

Als Werkleiterin hat Tanja Weckend einen erheblichen Einfluss auf die Strategie ihrer Fabrik.
In diesen unbeständigen Zeiten, in denen sich jedes Werk an große Veränderungen anpassen und auf neue Situationen einstellen muss, ist die Rolle der Werkleitung entscheidend für den Erfolg des Unternehmens. Als Werkleiterin hat Tanja Weckend einen erheblichen Einfluss auf die Strategie ihrer Fabrik.

Was tun Sie zur Bewältigung von Stress und Arbeitsbelastung? Was empfehlen Sie?

Werkleiterin Ellie Matthews
Schlafen Sie gut, lesen Sie, meditieren Sie: Tun Sie alles, was nötig ist, um sich zu entspannen. Dann sind Sie bei der Arbeit konzentrierter und können die Dinge objektiv sehen.

Tanja Weckend: Meine Arbeit macht mir so viel Spaß, dass es manchmal schwierig ist, pünktlich zu Hause zu sein. Was ich tue, um meinen Stress nicht mit nach Hause zu nehmen? Wenn ich mit dem Auto von der Arbeit nach Hause fahre, habe ich ein bisschen Zeit. Dann rekapituliere ich den Tag und stelle mich geistig auf meine Familie ein. Auch Sport ist für mich sehr wichtig. Ich genieße es beim Kickboxen, den Kopf frei zu bekommen.

Ellie Matthews: Meine große Herausforderung besteht immer darin, die richtige Balance zu finden. Ich bin so leidenschaftlich bei meiner Arbeit, dass ich mich selbst daran erinnern muss, die Welt um mich herum nicht zu vernachlässigen. Mit Problemen komme ich gut klar. Aber was mich bei der Arbeit besser macht, ist ein guter Ausgleich außerhalb des Jobs. Diesen Ausgleich hole ich mir aktiv. Ich sorge dafür, dass ich Zeit mit meiner Familie und mit Freunden verbringe, um mich zu entspannen, dass ich lese, was auch immer. Das macht mich bei der Arbeit besser und fokussierter, denn dann kann ich auch wieder objektiv an die Arbeit gehen.

Was raten Sie abschließend denjenigen, die eine Führungsposition anstreben?

Tanja Weckend: Zunächst ist es wichtig, sich selbst zu vertrauen. Nutzen Sie zudem Ihr Netzwerk aus Unterstützern. Halten Sie den Kontakt aufrecht, stellen Sie Fragen und versuchen Sie, andere Menschen mit einzubeziehen, damit Sie nicht alles allein lösen müssen. Auch Personen aus Ihrem Privatleben können Teil dieses Netzwerks sein. Lassen Sie sich nicht von Dingen einschränken, die andere vorgeben. Sie müssen selbst herausfinden, was am besten zu Ihnen passt.

Ellie Matthews: Sie müssen sich selbst vertrauen. Ich glaube, dass Frauen manchmal eher zum Gegenteil neigen. Vertrauen Sie auf Ihre Fähigkeiten und erkennen Sie Ihren Wert. Akzeptieren Sie nicht einfach, was sich gut anfühlt. Fordern Sie die Norm heraus. Bilden Sie sich weiter und lernen Sie. Wenn Sie das ständig tun, sind Sie auf alles vorbereitet.

Die Werkleiterinnen im Profil

Tanja Weckend

  • Werkleiterin in Hagenau, Frankreich
  • Doktortitel in physikalischer Chemie
  • verheiratet
  • Mutter eines zweijährigen Sohnes

Ellie Matthews

  • Werkleiterin in Sheffield, UK
  • Masterabschluss in Maschinenbau
  • Mutter von zwei Töchtern

Juni 2023

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