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Im Hightech-Bob auf der Jagd nach Gold

Beim Bobsport muss im entscheidenden Moment alles perfekt zusammenpassen: das Talent der Athleten, die Technik der Sportgeräte und das notwendige Quäntchen Glück. Schaeffler unterstützt den deutschen Bob-Piloten Nico Walther mit Wälz- und Gleitlagern, die höchste Ansprüche erfüllen.

Der Traum vom Sieg: Mit 150 km/h durch den Eiskanal

Zwei Läufe. Jeder dauert weniger als 60 Sekunden. In dieser einen Minute muss im Bobsport alles zusammenpassen. Schon nach fünf Sekunden ist entschieden, wie viel Energie dem Bob für seinen Weg durch den Eiskanal zur Verfügung steht. Denn neben dem Gefälle der Bahn sorgt alleine die Muskelkraft der Anschieber beim Start für Vorschub. Danach kommt es auf den Piloten an. Er steuert den Bob mit Lenkseilen, die über Gelenklager und Hebel die vorderen Kufen bewegen. Jetzt geht es darum, die Ideallinie zu finden, um während der kurzen Fahrt möglichst wenig Energie zu verlieren. Schon die kleinste Lenkbewegung an der falschen Stelle kann ein Rennen entscheiden, wenn sich die Kufen ins Eis bohren und dadurch zu viel Reibung aufbauen oder wenn der Bob seitlich ausbricht und quer zur Fahrtrichtung schlittert.

Mit einem Maximalgewicht von 390 Kilogramm brettert der Zweierbob durch den Eiskanal. In Altenberg erreichte Nico Walther dabei ganze 130 km/h.
Mit einem Maximalgewicht von 390 Kilogramm brettert der Zweierbob durch den Eiskanal. In Altenberg erreichte Nico Walther dabei ganze 130 km/h.

Man braucht viel Intuition und Gefühl, um einen Bob zu lenken. Ich muss genau spüren, was unter mir passiert.

„Wir haben keinen Motor. Was einmal abgebremst ist, ist verloren“, beschreibt Nico Walther. Der 27-jährige Bobsportler aus Oberbärenburg im Erzgebirge fährt als Pilot im Zweier- und im Viererbob. „Man braucht viel Intuition und Gefühl, um einen Bob zu lenken“, sagt Walther. „Ich muss genau spüren, was unter mir passiert.“ Im Eiskanal zählt maximales Tempo, um die entscheidenden Hundertstelsekunden herauszufahren. Mit knapp 130 km/h führte Walther Anfang Januar 2018 beim Weltcup im sächsischen Altenberg den deutschen Viererbob zum Sieg, auf der Bahn im kanadischen Whistler erreichte er mehr als 150 km/h.

Brachiale Kraft und Fingerspitzengefühl: Ruhige Hand bei fünffacher Erdbeschleunigung

Die Bob-Piloten müssen nicht nur auf die Minute genau ihre Bestleistung bringen, sondern auch zwei ganz unterschiedliche Eigenschaften miteinander vereinen. Auf den ersten 50 Metern zählt allein die brachiale Kraft und Schnelligkeit des Piloten und seiner Anschieber, wenn sie ihr Sportgerät im Zweier- oder Viererteam auf Touren bringen. Sind sie dann in den Bob gesprungen, ducken sich die Athleten hinter dem Fahrer nach unten, um den Luftwiderstand zu minimieren, und der Pilot übernimmt das Kommando.

Ich kenne jeden Fehler, den man machen könnte. Das gibt mir die nötige Intuition.

„Dann geht es nicht mehr um Kraft, sondern um Fingerspitzengefühl“, berichtet Walther. Während der rasanten Fahrt bewegt er die Lenkseile nur um zwei oder drei Zentimeter und damit die Kufen um zehn bis 15 Grad aus der Ruhelage, um das Fahrzeug zu steuern. Die Randbedingungen für ein ruhiges Händchen sind nicht gerade ideal, denn Unebenheiten in der Bahn erzeugen immer wieder massive Vibrationen und Stöße im Bob. Außerdem sind die Fliehkräfte in den Kurven enorm und erreichen bis zu 5 g, also die fünffache Erdbeschleunigung. „Beim Fahren profitiere ich davon, dass ich schon als Sechsjähriger im Eiskanal war.“ Denn Walther, der nur drei Kilometer von der Altenberger Rennschlitten- und Bobbahn entfernt aufwuchs, startete seine Wintersport-Karriere – zunächst als Rennrodler – fast zeitgleich mit seiner Einschulung. „Ich kenne jeden Fehler, den man machen könnte. Das gibt mir die nötige Intuition“, sagt er.

Seine Wintersport-Karriere startete Nico Walther zeitgleich mit seiner Einschulung. So war er schon als Sechsjähriger im Eiskanal unterwegs.
Seine Wintersport-Karriere startete Nico Walther zeitgleich mit seiner Einschulung. So war er schon als Sechsjähriger im Eiskanal unterwegs.

Torpedos auf dem Eis: Die Formel 1 des Wintersports

Doch genauso wichtig wie die Fähigkeiten der Athleten sind im Bobsport die Sportgeräte selbst. „Das ist ein Verhältnis von 50 zu 50“, berichtet Walther. „Der beste Pilot kann auf einem schlechten Bob nichts ausrichten, und das beste Gerät kann einem schlechten Piloten nicht zum Sieg verhelfen.“ Weltweit fertigen nur eine Handvoll Hersteller die torpedoförmigen Bobs, die Walther als Formel 1-Wagen des Wintersports bezeichnet.

Nico Walther sitzt Probe: Im Bobsport ist das Feedback der Sportler entscheidend für die Optimierung und Weiterentwicklung der Sportgeräte. Athleten und Entwickler befinden sich im ständigen Austausch.
Nico Walther sitzt Probe: Im Bobsport ist das Feedback der Sportler entscheidend für die Optimierung und Weiterentwicklung der Sportgeräte. Athleten und Entwickler befinden sich im ständigen Austausch.

Die technische Entwicklung lebt von unserem Feedbacksystem, mit dem wir die Komponenten und das Gesamtfahrzeug passgenau auf die Sportler einstellen.

Bei seinen Wettkämpfen fährt Walther mit den Bobs, die das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) mit Unterstützung von Schaeffler entwickelt. Sie bestehen aus zwei Teilen, einem sogenannten Vorderboot und einem Hinterboot, die durch ein Teilungsgelenk miteinander verbunden sind. Mit Hilfe eines Lagerzapfens kann sich das Vorderboot um die Längsachse des Bobs zum Hinterboot verdrehen. Außerdem sind die Lenksattel am Vorderboot zusätzlich um die gleiche Achse drehbar. „Das ist wichtig für die Kurvenfahrt, weil sich sonst in der Kurve das Hinterboot anheben und der Bob ausgehebelt werden könnte“, erklärt Enrico Zinn, der die technische Entwicklung der Bobschlitten beim FES vorantreibt. Nach jedem Lauf bekommen Zinn und sein Team vom Piloten eine Rückmeldung – beispielsweise, ob die Lenkung direkt genug eingestellt war – die dann zur weiteren Verbesserung des Sportgeräts dient. „Die technische Entwicklung lebt von unserem Feedbacksystem, mit dem wir die Komponenten und das Gesamtfahrzeug passgenau auf die Sportler einstellen“, betont Zinn.

Lager für Chassis und Lenkung: Hohe statische Tragzahl und Steifigkeit

Angesichts der enormen Belastungen müssen die einzelnen Komponenten des Bobschlittens hohe Anforderungen erfüllen. Um etwa das Teilungsgelenk mit der erforderlichen Festigkeit auszustatten, müssen die beiden darin eingesetzten Kegelrollenlager von Schaeffler eine hohe statische Tragzahl und Unempfindlichkeit gegen Stöße besitzen. Denn die Eisfläche der Bobbahn ist nie ganz eben, sondern wird vom Eismeister in unterschiedlichen Radien ausgehobelt, was bei hoher Geschwindigkeit starke Belastungen erzeugt.

Außerdem müssen Lager und Gelenk eine hohe Steifigkeit aufweisen, um Vorderboot und Hinterboot immer in der richtigen Position zueinander zu halten und ein Durchbiegen auf Grund der hohen Querbeschleunigungen zu vermeiden. Am wichtigsten ist aber, das Lagerspiel mit der richtigen Vorspannung der beiden Lager zu minimieren. „Sobald an irgendeiner Lagerstelle Spiel ist, sinkt die Fahrleistung und der Bob wird langsamer“, berichtet Zinn. Auch die Gleitlager, die Schaeffler für die Lenkung entwickelt, müssen eine hohe statische Tragfähigkeit haben, um trotz der massiven Erschütterungen eine ausreichende Standzeit zu erreichen. Darüber hinaus müssen die Lenklager leichtgängig sein, damit möglichst wenig Reibung entsteht, wenn die Lenkkräfte zur Kufe hin übertragen werden. „Das ist wichtig, damit der Pilot die Lenkung direkt spürt“, beschreibt Zinn. „Nur so kann er das notwendige Fingerspitzengefühl entwickeln, das ihm am Ende zum Sieg verhilft.“ Auf der Jagd nach Gold muss im entscheidenden Moment eben alles perfekt zusammenpassen: das Talent der Athleten, die Technik der Sportgeräte – und natürlich auch ein Quäntchen Glück.

Das Lenken eines Bobs erfordert Fingerspitzengefühl: Während der rasanten Fahrt bewegt der Pilot die Lenkseile nur um zwei oder drei Zentimeter und damit die Kufen um zehn bis 15 Grad aus der Ruhelage.
Das Lenken eines Bobs erfordert Fingerspitzengefühl: Während der rasanten Fahrt bewegt der Pilot die Lenkseile nur um zwei oder drei Zentimeter und damit die Kufen um zehn bis 15 Grad aus der Ruhelage.
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